Interview mit einem Imker – Ein Hobby der besonderen Art

Es ist Sommer. Die Menschen genießen die Wärme und die blühende Natur, Hauptverantwortlicher für die Vielfalt der Blumen: Die Biene. Christian Stacher (26 Jahre), Hobbyimker, erklärt uns, warum die Biene so wichtig ist und was an seinem Hobby so besonders ist.
Blickwinkel: Herr Stacher, wie sind Sie zu diesem einzigartigen Hobby gekommen?
Imker: Ich bin ein sehr naturverbundener Mensch und mich hat die Natur schon immer fasziniert, besonders Bienen. Mein Onkel und Cousin begannen dann zu imkern und mein Interesse war geweckt. Schließlich kam ich dann zu einem Freund meines Vaters, der bereits seit langem das Hobby der Imkerei ausübte. Er erklärte mir das pflegen der Bienen und begleitete mich für ein Jahr. Sogar sein Equipment stellte er mir zur Verfügung.
Blickwinkel: Bienen faszinierten Sie also schon früh, wieso genau dieses Insekt?
Imker: Ihre Verhaltensweise. Sie halten zusammen und arbeiten bis sie sterben, nicht dass das mein Ziel wäre. (lächelt) Weiters produzieren Bienen sehr viele Produkte, wie Honig, Propolis, Wachs, Pollen, Gelee Royale. Das muss man erstmal können!
Blickwinkel: Die meisten Imker verkaufen ja den Honig, was ist in Ihrer Produktpalette so vertreten?
Imker: Verkaufen tun wir nur den Honig. Hierbei wird unterschieden zwischen verschiedenen Trachten. Im Frühjahr wird deshalb der Blütenhonig geerntet, aus welchem wir Cremehonig herstellen. Oft beliebt bei Eltern, weil er nicht so schnell vom Brot fließt. Dann gibt es noch den Waldhonig und einen Mischhonig, dabei sammeln die Bienen beides, Blüte und Wald. Für den Hausgebrauch gewinnen wir auch Propolis, das ist desinfizierend. Bienen stellen es her um Spalten und Luftlöcher zu verkitten. Auch das Wachs der Waben gewinnen wir zurück, daraus können neben neuen Waben auch Kerzen und Cremen erzeugt werden. Damit beschäftige ich mich jedoch weniger.
Blickwinkel: Diese Produkte können natürlich nur gewonnen werden, wenn der Imker auch seine Aufgaben erfüllt. Was gehört zu diesen Aufgaben?
Imker: Das kommt immer auf die Imkerphilosophie drauf an. Wenn Imker wirtschaften wollen ist die Hauptaufgabe den Honig zu ernten, also Honig schleudern. Wichtig ist auch die Prävention zur Schwarmbildung, das heißt, dass die Stockgröße an die Größe des Bienenvolks angepasst wird. Ebenso behandeln gegen Schädlinge, reinigen und füttern für den Winter gehören zu den Aufgaben des Imkers. Im Winter haben Imker dann frei, bis auf etwaige Restmilbenbehandlungen.
Blickwinkel: Wieso haben Imker eine Winterpause?
Imker: Weil sich das Volk im Stock zurückzieht, die Temperatur sinkt und somit auch die Körpertemperatur der Bienen. Daraufhin bilden sie eine Traube und wärmen so die Königin und sich gegenseitig. Imker können sich natürlich, wenn sie wollen, für das nächste Imkerjahr vorbereiten, zum Beispiel Rähmchen bauen.
Blickwinkel: Bienensterben ist ja immer häufiger Thema. Was macht den Bienen so zu schaffen?
Imker: Der Erzfeind der Biene ist die Varroamilbe. Sie stammt ursprünglich aus Asien. Sie setzt sich auf eine Biene und überträgt Krankheiten. Ein weiterer Schädling ist die Wachsmotte. Sie nistet sich in Rähmchen, durchbohrt die Zellen und zerstört die Brut. Früher gab es noch mehr Schädlinge, diese sind jedoch durch die Varroabehandlung mit Ameisensäure, weitgehen ausgestorben. Ein weiterer, jedoch umstrittener Grund für das Bienensterben, sind Pestizide.
Blickwinkel: Manche sagen ja, wenn die Bienen aussterben, können auch wir Menschen nicht mehr lange überleben. Ist da Ihrer Meinung nach etwas Wahres dran?
Imker: Naja, Kinder lernen schon in der Volksschule, wie wichtig Bienen sind. Bienen fliegen von Blüte zu Blüte um den Nektar und die Pollen einzusammeln. Zur Erklärung. Aus Nektar wird Honig, und Pollen brauchen sie für die Larven. Im Zuge dieser Sammelaktion befruchten sie die Pflanzen, auch Bestäubung genannt. Wenn nun Pflanzen nicht mehr befruchtet werden und die Botanik versagt, rechnen Menschen damit, dass auch sie nicht mehr lange überleben können. Aber es gibt ja auch Pflanzen, welche nicht über die Biene befruchtet werden…? (nachdenklich).
Blickwinkel:  In Asien werden die Blüten ja teilweise schon per Hand bestäubt. In den USA mieten sich Bauern teilweise Trucks mit Bienenstöcken für ihre Felder. Was halten Sie davon?
Imker: Eine gute Idee für Länder bei denen Bienen bereits rar sind. Es ist jedoch auch traurig, denn es ist ein Beweis dafür, dass die Wirtschaft kein Interesse daran hat Pestizide einzudämmen. Es zeigt auch das wenige private Interesse an der Bienenhaltung. In Österreich gibt es das ja noch weniger, und wenn dann eher aus dem Grund eine bestimmte Tracht einzubringen, sprich ich platziere meine Bienenstöcke beispielsweise an einem Rapsfeld um später Rapshonig ernten zu können.
Blickwinkel: Aber auch ein Beweis dafür, wie wichtig Ihr Hobby für die Menschheit ist! Wenn nun jemand Interesse hat Imker zu werden, wie und wo soll er sich melden oder informieren?
Imker: Wichtig ist, so wie in meinem Fall, eine Person zu haben, die sich mit der Materie auskennt. Gute Ansprechpartner dafür sind die lokalen Imkervereine, die es in Österreich überall gibt. Diese bieten auch Kurse und gute Förderungen für Einsteiger. Bücher lesen ist auch hilfreich.
Blickwinkel: Mit wieviel Geld muss ca. gerechnet werden für den Einstieg?
Imker: Kommt ganz darauf an, welche Qualität man möchte. Gut ist, dass zu Beginn jedoch nicht alles notwendig ist. Die Mitgliedschaft bei einem Imkerverein zahlt sich da sehr aus. Diese schaffen oft Geräte an, die dann gemeinschaftlich genutzt werden können und Förderungen werden auch angeboten. Prinzipiell muss aber für die Schutzausrüstung, das notwendigste Werkzeug und 3 Bienenstöcke mit 1.200 – 1.500 Euro gerechnet werden.
Blickwinkel: Welche Voraussetzungen sollten für dieses Hobby mitgebracht werden?
Imker: Gelassenheit, ein guter Umgang mit der Natur, Mut und vor allem Liebe zu den Tieren, weil rein wirtschaftlich macht das Ganze keinen Spaß. (lächelt)
Blickwinkel: Mut wegen den Bienenstichen?
Imker: Ja, Menschen respektieren Bienen, weil sie sich wehren können. Es verlangt Mut trotzdem mit Ihnen zu arbeiten. Die Schutzausrüstung beugt dem gut vor, dennoch kann der ein oder andere Stich passieren, jeder reagiert dann unterschiedlich darauf.
Blickwinkel: Dann bedanke ich mich für dieses informative Gespräch und hoffe, dass es einige der Leser und Leserinnen dazu angeregt hat, diesem besonderen Hobby nachzugehen. Gibt es noch ein Abschlusszitat Ihrerseits zur Motivation?
Imker: Imkern ist ein tolles Hobby! Erstens, Sie tun der Natur etwas Gutes. Zweitens kommt es zu einer Beziehung zwischen Mensch und Tier (Insekt) und drittens profitieren sie zusätzlich von den Produkten. Was will Mensch mehr?

 

von Petra Hochstrasser

 

Hinterlasse einen Kommentar